#25 "Wir erschließen mit NFTs das digitale Potential der Ewigkeit"

NFTs als digitales Potential

Strategieinterview mit Simon Matzerath, Direktor Historisches Museum Saar und Carmelo Lo Porto, CEO NIFTEE

Laut New York Times entdecken seit Corona weltweit viele Museen neue "Geschäftsmodelle" und Zielgruppen durch ungewöhnliche Wege der digitalen Teilhabe. Das Historische Museum Saar liegt weder in New York, London oder Wien und dazu noch vierzehn Meter unter dem Saarbrücker Schlossplatz. Dafür ist es ab dem heutigen Tag (07.07.2022) aber ein digital sichtbarer "First Mover" in der Blockchain.

In unserer Sommerausgabe des Podcast HOFFNUNG IST KEINE STRATEGIE, sprechen wir mit Museumsdirektor Simon Matzerath sowie NIFTEE CEO und Gründer Carmelo lo Porto, welche ungeahnten Potentiale NFTs für die digitale Konservierung, Teilhabe und Monetarisierung von musealer Kunst bieten.

Auf Initiative und mit Unterstützung der europäischen NFT-Plattform NIFTEE ist das Haus im Saarland das erste deutsche Museum, welches ein physisches Kunstwerk seiner Ausstellung als NFT (100 Stück á €200,00) zum Kauf anbietet. Die „Ankunft König Wilhelms I. in Saarbrücken“(1880) des preußischen Hofmalers Anton von Werner (1843-1915) ist ganze 17 Quadratmeter groß und steht nach einer einjährigen Live-Restaurierung, erstmals seit 1944 in Farbe im Museum und mit rund 200GB unveränderlich in der dezentralen Blockchain erlebbar.

 

SHOWNOTES:

Zum NFT-Angebot

Historisches Museum Saar

NIFTEE

Carmelo Lo Porto

Podcast-Folge "KING OF NFT" mit Carmelo Lo Porto zum Start von NIFTEE

Christian Underwood

Hoffnung ist keine Strategie

Das Buch Hoffnung ist keine Strategie jetzt hier vorbestellen


Detaillierte Folgenbeschreibung:

Inhaltsverzeichnis

- Simon Matzerath Informationen zur Person
- Erste Entwicklungen mit NFTs in der Museumswelt
- Wie es in Saarbrücken zu der Zusammenarbeit kam
- Die Idee zur Zusammenarbeit mit dem Museum Saar
- Das Gemälde
- Zielsetzung des Projektes
- Einbindung des Teams in den Prozess und wie das passende Kunstwerk gefunden wurde
- Wie und wo die NFTs erworben werden können
- Wie ein Gemälde digitalisiert wird
- NFT als wichtige Entwicklung für Museen
- Weitere spannende Projekte bei NIFTEE
- Das Potential der Museen
- Der gute Zweck des Projektes
- Die Vision der Blockchain
- Ratschläge und Erfolgsfaktoren
- Rat von Simon Matzerath
- Rat von Carmelo Lo Porto


Für dieses Strategieinterview hat es Christian Underwood in seine alte Heimat, das Saarland, verschlagen. Genauer gesagt, zum historischen Museum Saar, welches sich 14 Meter unter den Saarbrücker Schlossplatz befindet.
Hier ist ein, auf den ersten Blick, sehr ungewöhnliches Paar zu finden, wie sich im Folgenden klären wird. Es geht um eine absolute Premiere. Diese Folge handelt von der Museums- und NFT (Non-Fungible Token )-Landschaft, die ein Stück weit zusammenwächst.
Dazu spricht Christian Underwood im Interview mit Simon Matzerath, Direktor des Historischen Museums Saar am Saarbrücker Schlossplatz, wo man die spannende und wechselvolle Geschichte der deutsch-französischen Grenzregion Saar seit 1870 erleben kann. Außerdem ist Carmelo Lo Porto, CEO und Gründer von NIFTEE, der ersten europäischen NFT-Plattform zu Gast. Er hat bereits Ende letzten Jahres in einer Folge Hoffnung ist keine Strategie über die ersten aufgelegten NFTs bei NIFTEE gesprochen. Die Folge ist in den Shownotes verlinkt.


Simon Matzerath Informationen zur Person

Simon Matzerath hat in Köln, Bonn, Tübingen und Paris studiert und besitzt einen Magisterabschluss in Frühgeschichte. Von 2006 bis 2011 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Museum Zitadelle in Jülich, 2014 bis 2016 Mitkurator der sechsten Archäologischen Landesausstellung NRW am LVR Landesmuseum in Bonn und dem Lippischen Landesmuseum in Detmold. Zudem war Herr Matzerath von 2016 bis 2019 Projektleiter und Mitkurator für die Gründung des Museums für Steinzeit und Gegenwart im niederbayerischen Landau an der Isar und auch bereits seit Oktober 2016 im Saarland. Herr Matzerath ist dort Direktor des Historischen Museum Saar mit Fokus auf die saarländische Landesgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie seit 2020 auf die Saarbrücker Burg. Außerdem hat er einen Lehrauftrag an der Universität des Saarlandes für Vor- und Frühgeschichte.

Erste Entwicklungen mit NFTs in der Museumswelt

Das Thema NFT kann eine gute Strategie sein, um ein Unternehmen in einem ganz neuen Geschäftsfeld zu platzieren. Auch die ungewöhnliche Kombination von NFT und Museum wird immer populärer. Am Valentinstag 2022 verkaufte die Österreichische Galerie Belvedere in Wien erstmals “Der Kuss” von Klimt in Form von 10.000 NFTs und auch das British Museum hat begonnen NFTs auszulegen und ist als Museum in das NFT-Business eingestiegen und damit einen völlig neuen Weg gegangen.
Auch die New York Times hat sich mit diesem neuen “Geschäftsmodell” beschäftigt und versucht zu beziffern, wieviel dort umgesetzt werden kann. Für Museen kann das im Zweifel viel Geld und eine alternative Einnahmequelle sein, auch wenn bei der Reproduktion berühmter Meisterwerke der Wert über den finanziellen Wert hinaus geht.

Wie es in Saarbrücken zu der Zusammenarbeit kam


Zu der ungewöhnlichen Zusammenarbeit des Museums in Saarbrücken und der Plattform NIFTEE kam es durch einen typisch saarländischen Prozess: man kennt jemanden, der jemanden kennt und der die richtigen Leute dann zusammen bringt - eine der Stärken des Saarlandes. Das Museum und das Büro von NIFTEE liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Die Entscheidung zur Zusammenarbeit und der Umsetzung des Projektes fiel bereits bei dem ersten Treffen und damit sehr schnell.  Im Saarland gibt es wirklich alles, auch alles innovative, allerdings in komprimierter Form. Kombiniert mit den kurzen Wegen können hier besonders schnell Ergebnisse produziert werden. Grundsätzlich herrscht aktuell auch viel Bewegung in dieser Region.

Die Idee zur Zusammenarbeit mit dem Museum Saar

Carmelo Lo Porto hat bereits mit Cro und Kool Savas große Auktionen durchgeführt und ist damit berühmt und berüchtigt für spannende NFT-Projekte geworden. 
Schon bei Beginn der Arbeit mit NIFTEE war es dem Team sehr wichtig auch den Aspekt der Konservierung zu beleuchten. Die Blockchain und die dezentrale Speicherung ermöglichen zum ersten Mal in der Geschichte von digitalen Gütern, dass Dokumente auch verifiziert werden können. So kann immer klar nachvollzogen werden, wann und woher welches Objekt kommt. Auch bei den Projekten mit Cro und Kool Savas wurde dieser Aspekt schon beleuchtet. Es ist eine Möglichkeit Popkultur zu konservieren und festzuhalten. Auf diese Weise wird man auch in 20 bis 30 Jahren immer wissen, wer Kool Savas mit dem Text King of Rap war und wofür Cro mit seinen Masken stand. Dieser Aspekt war für NIFTEE besonders spannend, weshalb es gar nicht abwegig war, auch auf Museen zuzugehen und dort diese Art der Konservierung zu betreiben. Das Museum Saar bot sich zum einen durch die kurze Entfernung, zum anderen aber auch durch ein sehr spannendes Gemälde an. Dieses wurde gerade erst frisch restauriert, sodass es in einem frisch restaurierten Zustand festgehalten werden konnte. Die originalen Farben, die das Kunstwerk ausmachen, werden so für immer über die Blockchain nachvollziehbar sein. Bei NIFTEE wird sehr viel Wert auf dezentrale Speicherung gelegt. Das heißt, dass dieses Objekt auch unabhängig von dem Unternehmen und unabhängig von dem Museum verfügbar sein wird. Im Saarland gibt es eben nichts, was es nicht gibt.

Das Gemälde

Das Gemälde aus dem 19. Jahrhundert, mit dem in diesem spannenden Projekt gearbeitet wurde, ist ein von Werner. Anton von Werner war ein preußischer Hofmaler. Auch wenn Historienmalerei eine Zeit lang in der Kunstgeschichte kein großes Thema war, war dieser Umstand nicht wichtig für das Projekt. Denn als Museum hat man den Auftrag Dinge, welche die saarländische Geschichte und auch die Geschichte der Grenzregion, also die deutsch-französische Geschichte betreffen, zu sammeln, zu bewahren, auszustellen und der Forschung zur Verfügung zu stellen. Vor einiger Zeit hat das Museum einen Zyklus von 55 Quadratmeter Gemälde von von Werner erworben, das 70 Jahre nicht mehr zu sehen war. Über 70 Jahre war dieses verschollen und befand sich dementsprechend in einem ganz schlechten Zustand. Deswegen wurde das 17 Quadratmeter große Hauptgemälde restauriert - ein Gemälde, welches noch größer als Rembrandts Nachtwache ist. Das Gemälde ist ein popartiges Bild. Es ist sehr farbenfroh, unheimlich intensiv mit viel Realismus und einer ganz großen Inszenierung. Auf der anderen Seite ergibt sich mit dem Gemälde aber auch ein schwieriges Thema, weil es etwas mit Nationalismus zu tun hat. Um diesen Rathaus Zyklus, der 1880 für die Öffentlichkeit geöffnet und 1944 beim Bombenangriff geborgen wurde und verschollen gegangen ist, gab es in den letzten Jahrzehenten viele Diskussionen, mit der Frage was man damit geschehen solle. Das Museum Saar sieht seine Aufgabe darin das historische Objekt, unabhängig von seiner Größe, zu bewahren und für eine inhaltliche Auseinandersetzung zur Verfügung zu stellen - egal ob analog oder digital. Deshalb passt die Zusammenarbeit mit NIFTEE hier thematisch gut zusammen.

Zielsetzung des Projektes

Die primäre Zielsetzung des Projektes ist es, die Inhalte des Museums im richtigen Kontext mit objektiven Informationen an möglichst viele Leute zu streuen. Durch die Digitalisierung der Kunstwerke kann dies gewährleistet werden. Das Geld war bei diesem Projekt, wo das Ganze auch erst einmal im Museumskontext ausprobiert werden sollte, nicht entscheidend. Primär ging es darum, das Projekt zu refinanzieren, sowie einen wohltätigen Zweck zu unterstützen. Für das Museum Saar und auch für NIFTEE ist zu diesem Zeitpunkt die konservatorische Linie zentral. Um das Projekt zunächst zu ermöglichen wurde der Weg einer Versteigerung gewählt, um so den zusätzlichen Mehrwert, jenseits der Konservierung, für das Museum generieren zu können.


Einbindung des Teams in den Prozess und wie das passende Kunstwerk gefunden wurde

Die neue Kombination von NFT und Museum wird noch nicht von jedem verstanden. Auch das Museumsteam musste sich zu Beginn sehr intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Zusammen konnten sie sich dann aber gemeinsam in diesen Prozess einbringen. Die Wahl auf eben dieses Gemälde fiel dann, weil es für das Team sehr konkret war. Sie haben es über ein Jahr lang restauriert und viel Arbeit hinein investiert. Es gab zudem keinen besseren Zeitpunkt, um den jetzt wieder hergestellten Urzustand des Gemäldes aufzunehmen. In ca. 30 Jahren muss dann wieder nachrestauriert werden. Sollte das Gemälde bei einem Leihverkehr verunglücken oder in einem anderen Zusammenhang beschädigt werden, dann gibt es nun das digitale Kunstwerk, hochauflösend in der Blockchain. Nach der ganzen Arbeit stellt dies einen beruhigenden Faktor dar.

Wie und wo die NFTs erworben werden können

Ab Donnerstag, dem 07.07.2022 um 11:00 Uhr wird es 100 NFT-Exemplare des Kunstwerkes geben, die jeweils 200€ kosten werden. Unabhängig davon, ob man im Museum vor Ort ist oder ob man sich besonders für Geschichte interessiert, kann man nun an diesem Gemälde, teilhaben. Diese Entwicklung stellt einen besonders spannenden Faktor dar. Normalerweise kann ein Bild im besten Falle in einem Museum für einen begrenzten Zeitraum angeschaut werden. Es werden nicht immer alle Objekte gleichzeitig und dauerhaft ausgestellt. Da der Platz begrenzt ist, gibt es hier nicht immer die entsprechenden Möglichkeiten der Ausstellungen. NFTs ermöglich aber etwas für immer festzuhalten und jederzeit darauf zuzugreifen. Wenn ein Gemälde in der Zukunft restauriert werden muss, wobei es sehr oft auch darum geht die Farben wieder im Originalzustand herzustellen und möglichst genau nachzuvolllziehen wie wurde es von wem und wann restauriert, dann ist es nun unveränderlich in der Blockchain. In dem Fall des Bildes von von Werner handelt es sich zudem um ein Gemälde, das in einem bestimmten historischen Kontext steht. Der historische Kontext wird oftmals versucht im Nachgang zu ändern. Durch die Niederschreibung in der Blockchain ist aber eben dies nicht mehr möglich. Das ist eine bisher einmalige Entwicklung in der Menschheitsgeschichte.

Wie ein Gemälde digitalisiert wird

Um das Gemälde zu digitalisieren, gibt es Profis, mit denen in dem Projekt zusammengearbeitet wurde. Diese haben das Bild – einfach ausgedrückt - fotografiert und digitalisiert. Dafür wird aber nicht einfach ein Foto angefertigt, sondern sehr viele, hochauflösende Fotos getätigt, die dann entsprechend zusammengesetzt werden. Hieraus entsteht dann das digitale Unikat. Am Ende des Prozesses wird dieses in der Blockchain gespeichert, es liegt nicht zentral auf einem Server. So ist sichergestellt, dass es unabhängig von der Existenz von NIFTEE, des historischen Museum Saar oder des Saarlandes generell existieren kann.


NFT als wichtige Entwicklung für Museen

Alle Museen suchen immer nach dem heiligen Gral der Konservierung - analog wie digital. Im Digitalen gibt es verschiedene Ansätze. Es werden Datenbanken auf Servern erstellt, die dann eine Onlineschnittstelle bieten. Dort laufen verschiedene Prozesse im Hintergrund und in dem Fall der Blockchain ist es eine Option, welche stärker und langfristiger oder sogar ewig angelegt ist. Damit ist sie in dieser Rolle im Vergleich zu anderen Konzepten unschlagbar. Deshalb muss sich jedes Museum damit auseinandersetzen, wie Kulturerbe und Kulturgüter in der Blockchain konserviert und dargestellt werden können. Das ist eine neue Ebene, die in den letzten Jahren in der Intensität noch nicht erreicht wurde. Dort beginnt jetzt wieder ein Prozess des Umdenkens und das Museum Saar hat dieses nun als Fallbeispiel durchgeführt, um sich an diesen Prozess zu gewöhnen. Dabei standen Dinge, wie zum Beispiel die Farbechtheit, die Brillanz und dass es wirklich dem Original entspricht, im Fokus. Wenn man im Prozess merkt, dass dies selbst in derart großen Dimensionen funktioniert, kommt natürlich die Idee, dass dies der zentrale Weg ist, um Objekte in eine unendliche Haltbarkeit zu bringen. Hier steht nun ein Transformationsprozess an, es muss geklärt werden, wie dies auch rechtlich, sowie in der Zugänglichkeit und in der Kontrolle für die einzelnen Häuser geregelt werden kann. Dort steht die Entwicklung noch am Anfang, wird aber weiterfortschreiten. Der wichtigste Schritt „der Start“ ist aber bereits getan.

Weitere spannende Projekte bei NIFTEE

NIFTEE will auch weiterhin den Pfad mit NFT-Projekten beschreiten. Für Sie war es immer sehr wichtig, von Anfang an zu zeigen, was mit der Technik alles möglich ist. Der Weg auch mit einem Museum zusammenzuarbeiten stellt sich für sie als sehr spannend dar. Wenn man zum Beispiel die Ukraine betrachtet, wo die Gefahr besteht, dass das Kulturgut des Landes zu Teilen vernichtet wird, kann dort die Blockchain als Strategie genutzt werden, um die Kulturgüter wirklich zu konservieren, so dass diese auch unabhängig vom Land weitererhalten bleiben. So traurig das klingen mag, ist der Ansatz doch richtig. So wie sich Museen mit einer Metaversestrategie auseinandersetzen müssen, also mit einer Strategie, wie man das Web 3 für sich nutzten kann, gilt das auch für ganze Regionen.
Zum Beispiel hat NIFTEE auch eine Kooperation mit dem Ahrtal. Im Ahrtal gab es im letzten Jahr eine schlimme Flutkatastrophe und diese Flutkatastrophe wird nun dokumentiert. Dem Ganzen wird ein Denkmal als Kunstwerk gesetzt und das Unternehmen hat gemeinsam mit dem Ahrtal eine Strategie erarbeitet, die nächste Woche mit der Umsetzung startet. Dort wird es entsprechend tokenisierte Flutweine, sowie digitalisierte Kunstwerke, zu dem an dieser Stelle noch nicht mehr verraten werden darf, geben. Flutwein, für alle die es nicht kennen, ist eine der größten Marketingaktionen für alle Winzer im Ahrtal, deren Flaschen bei der Flut im Wasser landeten und damit eigentlich unverkäuflich wurden. Nun ist an sich daraus schon ein Wahnsinnsprojekt geworden, welches jetzt digitalisiert wurde.

Wichtig für den Prozess ist es, einfach den ersten Schritt zu wagen, anstatt wochen- oder monatelang nach Problemen zu suchen. Diese können häufig im laufenden Prozess ausgeräumt werden.

Das Potential der Museen

In Museen steckt ein enormes Potential. Museen sind, auch durch Corona, aber auch insgesamt, schwieriger in das allgemeine Bewusstsein zu bringen. Das heißt, momentan kommen die Leute oft gar nicht auf die Idee in ihrer freien Zeit ein Museum zu besuchen. Deshalb müssen Museen Anlässe schaffen, um Besucher zu locken. Das Projekt mit NIFTEE ist so ein Anlass, um das Museum Saar und die Arbeit, welche dahintersteckt, wahrzunehmen. Oft wird gute Arbeit geleistet, die von vielen Menschen gar nicht gesehen wird. Durch NFTs werden auch andere Zielgruppen auf Museen aufmerksam und ein ganz neues Interesse wird geweckt. Wichtig für alle Museen ist aber grundsätzlich das sowohl analog als auch digital niemals Konkurrenz entsteht und sie sich gegenseitig bereichern. Wenn diese Satzung im Kopf gefestigt ist, dann kann sich viel entwickeln.

Der gute Zweck des Projektes

Mit dem durch den Verkauf der NFTs generierten Geld, wird ein guter Zweck unterstützt. Konkret: Der Förderverein des Museums. Dieser pflegt schon seit Jahren ein Projekt, in dem Schulklassen aus dem ganzen Saarland durch Unterstützung ein Besuch des Museums ermöglicht wird. Jetzt wird dieses Projekt neu aufgesetzt und auch französische Schulklassen, die ohne Unterstützung die Reise zu dem Museum nicht antreten könnten, sollen unterstützt werden. Dort kann mit den Einnahmen des Projektes ein

wichtiger Beitrag geleistet werden, um einige Schulklassen in das Museum einzuladen und dort Persönlichkeitsentwicklung zu ermöglichen.

Reine NFT-Museen? Die Zukunft der Museen

Die Entwicklung der Museen geht immer weiter. Auch im Museum Saar gibt es digital schon die Möglichkeit 3D durch das Museum zu laufen.
Immer öfter hört man von ersten reinen NFT-Museen, die an unterschiedlichen Standorten eröffnen. Diese rein digitalen Museen werden in der Zukunft definitiv eine große Rolle spielen. Man steht noch ganz am Anfang von dem, was man irgendwann mal Metaverse nennen wird. Dieses entsteht Stück für Stück und auch NFTs sind Bausteine hiervon. Die Art und Weise mit Gegenständen und digitalen Gütern sowie auch mit der eigenen Kultur umzugehen, verändert sich aktuell radikal. Es wird die Möglichkeit geschaffen weltweit Dinge anzusehen, ohne wirklich vor Ort zu sein. NFTs können genutzt werden, um Kulturgüter zweifelsfrei einer Region, einem Künstler und einem Museum zuzuordnen. Das sind ganz besondere Vorteile, denn das Thema Kriegs- und Raubkunst kommt auch heutzutage immer wieder auf. Des Weiteren kann die Frage, ob das Dokument ein Original oder eine Fälschung ist klar beantwortet werden. Die Blockchain wird dahingehend auf jeden Fall einen Beitrag leisten und bietet dort für die Zukunft klare Lösungen. Alle Entwicklungen, die jetzt in diese Richtung passieren, werden einen Beitrag dazu leisten und einen Teil davon mitsteuern, wie das Gesamtbild am Ende aussieht. Diese Chance wird auch in der Zusammenarbeit von NIFTEE und dem Museum Saar gesehen und auch deswegen ist es wirklich schön, dass das auch in der Saarregion jetzt passiert. In Deutschland ist man da nun ganz vorne mit dabei ist.

Die Vision der Blockchain

Die Blockchain ist ein Schaufenster. Ein Schaufenster, das Anlässe schafft und Dinge in den Mittelpunkt rückt, die man so im Museumskontext noch nicht kannte und zu denen sonst kein Zugang gefunden worden wäre. Dieses Schaufenster kann am Ende dazu führen, dass Leute beginnen andere Orte zu besuchen, ihre Perspektive und ihren Blick auf die Welt öffnen und anderswo Erlebnisse kreieren möchten. Die Blockchain ist eine Erweiterung von dem, was es jetzt schon gibt und das Angebot spezifiziert, konkretisiert, näherbringt und dadurch eine optimale Steigerung darstellt, die auf bereits Bestehendem aufbaut.


Ratschläge und Erfolgsfaktoren

Es kann schwer sein neue Wege zu bestreiten, insbesondere bei branchenfernen Themen, wie zum Beispiel der Kombination aus NFT und Museum, wie es in unserem Beispiel der Fall ist. Simon Matzerath und Carmelo Lo Porto geben abschließend ihre Ratschläge und Erfolgsfaktoren für einen derartigen Prozess für alle Strategiemacher*innen in Museen.

Rat von Simon Matzerath

Manchmal ist es für Museen schwierig, aber es ist immer gut, wenn nicht erst “der Stuhlkreis” gemacht und überlegt wird, welche Probleme entstehen könnten. Im Grunde sollte auf reale Situationen reagiert werden. Das heißt sich zu öffnen, neue Wege beschreiten, diese Wege gehen und dann Erfahrungen sammeln und anpassen. Das Experimentelle muss man sich bewahren und ausleben. Es ist nicht schlimm, wenn das zehnte Experiment mal schiefgeht, denn dann hat man immerhin neun Dinge gemacht, die alle weitergebracht haben.

Rat von Carmelo Lo Porto

Zum einen ist es für die Museen wichtig sich für neue Möglichkeiten zu öffnen. Allerdings ist es auch wichtig, dass Menschen, die vielleicht nicht aus dem Bereich kommen und wenig mit Kultur oder auch zeitgenössischer Kultur zu tun haben, sich dafür öffnen. Auch Carmelo persönlich hat während der Zusammenarbeit in den letzten Wochen unheimlich viel über Kunst und die Konservierung von Kunst gelernt. Es gibt spannende Welten da draußen. Also: Geht in die Museen und schaut sie euch an.