#11 Der NFT-Hype: Erfahre in 22 Minuten alles was du über NFTs wissen musst und wie man als First Mover Märkte aufmischt

NFT-Hype für Unternehmen

Christian Underwood im Gespräch mit Carmelo Lo Porto, CEO von NIFTEE.

 In dieser Folge sprechen wir mit Carmelo Lo Porto über NFT-Kunstauktionen, welche Strategie es braucht, um ein Geschäft zu starten, das noch nicht existiert, wieso gerade deutsche Rapper echte First Mover sind und welche Top-Auktion am 21. November 2021 auf die Welt wartet.

 Der Film Ready Player One von Steven Spielberg gibt bereits einen ersten Ausblick, wie die Welt von morgen aussehen könnte. In einer Welt, die sich fast hauptsächlich digital abspielt, wird auch digitaler Besitz immer wichtiger. In Zukunft ist es zum Beispiel denkbar, mit dem digitalen Porsche durch das Metaverse zu düsen, statt sich die Autos physisch zu kaufen. Was es deshalb braucht, ist Mut zum Risiko, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die es bisher noch nicht gegeben hat, und die Branchen ins Chaos zu versetzen. Carmelo hat diesen Mut, liebt den Umbruch und fragt sich immer, wie man sich als Unternehmen an die Spitze einer Bewegung setzt. Im September 2021 hat er seine verrückte Idee in die Tat umgesetzt und mit NIFTEE Europas erstes digitales Auktionshaus für NFTs, also digitale Kunstwerke, rund um die Popkultur gegründet. Damit hat er bewiesen: Ideen sind nur so lange verrückt, bis man sie erfolgreich umsetzt.

Wie genau Carmelo der Eintritt in den Markt als First Mover gelang, weshalb übermäßige Planung ein echter Innovationsfresser sein kann und wieso es nicht immer Start-up-Wettbewerbe, Pitch-Decks und Marktanalysen braucht, um Investoren zu finden, erfahrt ihr in unserer neuen Folge „King of NFT“.

 

Detaillierte Folgenbeschreibung:

Christian Underwood im Gespräch mit Carmelo Lo Porto, CEO NIFTEE.

Beruflicher Hintergrund von Carmelo Lo Porto:

Carmelo Lo Porto ist der CEO des ersten europäischen Auktionshauses NIFTEE für digitale NFT-Kunst. Gestartet ist er im traditionellen Business mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann, bevor er 2005 seinen ersten kleinen Traum verwirklichte und sein eigenes Label Antstreet Records gründete, in dem er erste unternehmerische Schritte ging. Vor 10 Jahren wechselte er dann mit Ever Ever Music auf die Musikmanagementseite und begleitet junge Künstler in den Markt. Unter anderem begleitete er auch Nicole Cross, die als eine der ersten deutschen Musikerinnen über Youtube starke Bekanntheit erlangte. Auch heute versucht man stets neue Wege zu gehen und Künstler wie Jolita und Broys über Netzwerke wie TikTok zu vermarkten.

Der Startschuss für NIFTEE fiel vor 3 Monaten, nachdem sich Carmelo Ende 2020 das erste Mal mit NFTs näher befasst hatte. Die erste Auktion fand Ende September statt.

Erläuterung von NFT:

NFT mag noch nicht vielen Menschen ein Begriff sein. Carmelo erklärt zuerst einmal allen Zuhörern, was NFT überhaupt bedeutet. NFTs sind digitale Kunstwerke, die über eine Blockchain verifiziert und damit zum Unikat werden. Es handelt sich hierbei also um eine Art Echtheitszertifikat, das sicherstellt, dass es sich bei diesem NFT wirklich um das originale Kunstwerk handelt. Als Vergleich zum analogen Kunsthandel müsse man sich vorstellen, dass man einen echten Leonardo da Vinci bekommt. Auf der Rückseite steht der eigene Name, weil man der aktuelle Besitzer ist. Weiter unten sind alle Namen der vorherigen Besitzer aufgeführt, was es nur bei dem Original gibt.

Wertigkeit von digitaler Kunst:

Eine Frage, die sich sicherlich viele Zuhörer stellen, ist: Wieso möchte man NFT eigentlich haben?
Wieso man ein Kunstwerk besitzen möchte, ist für Carmelo aber keine Frage physischer oder digitaler Kunst. Bei dem Thema Kunst ist es immer fraglich, wieso man sie haben möchte. Warum möchte man sich beispielsweise eine Leinwand aufhängen, die von einem beliebigen anderen Menschen bemalt worden ist? Dies ist immer eine subjektive Empfindung und hängt mit der Liebe zur Kunst sowie den damit verbundenen Emotionen eines Einzelnen zusammen. Des Weiteren geht man natürlich davon aus, dass hinter Kunst auch eine bestimmte Wertigkeit steckt und diese auch als Anlageprodukt benutzt werden kann.

Mit NIFTEE hat sich Carmelo hohe Ziele gesteckt. Er will dort nur die wertvollsten Momente und Emotionen der Popgeschichte abbilden und ist dementsprechend mit Cro und Kool Savas gestartet.
Im September wurden 4 Masken von Cro und der Songtext von King of Rap von Kool Savas versteigert. Kool Savas hat für diesen Anlass sein physisches Kunstwerk und den Originalzettel verbrannt, um ein digitales Kunstwerk zu schaffen. Allein dieser Prozess ist für Carmelo bereits als Kunstwerk anzusehen.

Wie viel Geld man mit digitaler Kunst verdienen kann:

Natürlich lebt ein Auktionshaus davon, dass die Kunstwerke für einen sehr angemessenen Preis versteigert werden. Mit den Masken von Cro konnten 50.000 Euro umgesetzt werden, der Songtext von Kool Savas ging sogar für 150.000 Euro über die digitale Theke. Diese Beispiele sind schon ein kleiner Blick in die Zukunft und zeigt, dass NFTs gekommen sind, um zu bleiben.

Kunstwerke der Popkultur sind nicht nur musikalischer Natur:

Die Versteigerung der schönsten, größten Dinge der Popkultur bezieht sich nicht einzig auf Musik. Mit Cro und Kool Savas wurde der Bereich Hip-Hop abgedeckt, aber auch die Heavy-Metall-Szene wurde bereits mit XXX Records bespielt. Comedians und Motorsport sind ebenfalls Elemente, an denen Carmelo arbeitet. Auch hier spielen Gefühle eine große Rolle und es gibt großartige Kunstwerke, die sie darstellen wollen.

Wofür NIFTEE steht:

NIFTEE hat bei der Vermarktung auf einen Ansatz gesetzt, bei dem es sich sehr stark als Filter sieht. Es gibt, insbesondere in den USA, bereits sehr viele NFT-Plattformen, die auf Masse setzen. Bei NIFTEE gibt es eine sehr harte Tür, es sieht sich selber als Sotheby’s, nicht als ebay.

Ist NFT eine neue Chance der Monetarisierung für Musiker und Künstler – gerade auch nach der schwierigen Zeit der Corona-Krise?

Es ist schwierig, den bloßen Aspekt der Monetarisierung als neue Chance zu betrachten. Dies wäre, als wenn man bei der Erfindung des Buchdrucks gesagt hätte, dass es einen neuen Weg darstellt, um Gedanken zu monetarisieren. NFTs eröffnen aber eine ganz neue Welt.

Während Corona hat Carmelo in der Tat viele neue Chancen in der digitalen Welt entdeckt. Er saß, wie viele andere, mit seinem Sohn zuhause, hat Homeschooling betrieben und Homeoffice gemacht. Es war gleichzeitig auch die Zeit, in der sein Sohn das erste Mal Fortnite und GTA online spielen durfte. Da hat er erkannt, wie sich die Zukunft des Handels und der digitalen Güter in einer Welt, die sich immer stärker vernetzt, wahrscheinlich entwickeln wird. Das Metaversum, also ein Universum, das sich auf rein digitaler Ebene abspielt, wird mehr und mehr eine Rolle spielen. Als Beispiel führt Carmelo hier auch Facebook an, das sich jüngst in Meta umbenannt hat und aktuell mit Hilfe vieler Entwickler auch in Europa an seinem eigenen Metaverse schraubt.

Bei all den digitalen Möglichkeiten, die die Zukunft bereithält, muss man sich als Unternehmen jetzt fragen, wie man sich an die Spitze der Bewegung setzt. Carmelo will den Weg selbst mitgehen und eine aktive Rolle spielen, statt einfach nur zuzuschauen und sich am Ende darüber zu beschweren, dass andere es schlecht umgesetzt haben.

First-Mover-Ansatz:

Die Musikindustrie musste spätestens mit der Erfindung des Internets und des Streamings auf die harte Tour lernen, dass man neue Wege gehen muss und der reine Verkauf von Platten, Kassetten und CDs keine Zukunft mehr hat. Viele Unternehmen fahren das Prinzip Hoffnung und denken, dass es bisher immer gut gegangen ist. Carmelo sieht das anders: Es ist eigentlich nie gut gegangen, wenn man eben nur gehofft hat. Entweder entscheidet man selbst oder die Zeit entscheidet für einen. Wenn man sich als Unternehmer dafür entscheidet abzuwarten, dann kann es sein, dass man den wichtigsten Anschluss verpasst und selbst nicht mehr mitgestalten und mitbestimmen kann. Am Ende muss man dann auf die Art und Weise arbeiten, wie es durch die Industrie vorgegeben wurde.

Die Musikindustrie habe es aber immer wieder geschafft, sich neu zu erfinden und als sehr liquide Industrie zu beweisen – nicht nur beim Übergang zum Streaming, sondern auch hinsichtlich neuer Monetarisierungswege wie beispielsweise anderer Arten von Markenkooperationen im Hip-Hop, zum Beispiel beim Eistee von Capital Bra.

Carmelo ist ein riesiger Freund von genau dieser Art Umbruch. Er liebt es, wenn Chaos in der Branche herrscht, so wie es aktuell noch bei NFTs der Fall ist. Wenn man selbst mit reingehen kann und Dinge selbst mitbestimmen kann, dann fängt es erst an, richtig interessant zu werden.

Mut zum Risiko beim Einstieg in Geschäftsmodelle, die noch nicht existieren:

Die Vorgehensweise von Carmelo und seinem Geschäftspartner Andreas Braun (CTO) unterscheidet sich eklatant von jeder Vorgehensweise, die man vielleicht an der Universität oder in Lehrbüchern vorfindet. Zuallererst haben sie sich den amerikanischen Markt angeschaut und dann sehr schnell festgestellt, dass deutsche Künstler, die versucht haben ihre NFTs in den USA zu platzieren, komplett untergegangen sind. Hieraus entstand der Gedanke des Filterns, den sie schnell skizziert haben, und so sind sie innerhalb von ein paar Wochen mittels Telefonaten im eigenen Netzwerk an Investoren gekommen. Danach wurde sofort mit der Entwicklung losgelegt. Start-up-Wettbewerbe, Marktanalysen oder Pitch-Deck-Präsentationen in Investorengesprächen wurden gänzlich von der To-do-Liste entfernt – dafür hat man ohnehin keine Zeit, wenn man zu den Allerersten gehören möchte. Es gab keinen großen Plan, niemand hat ein halbes Jahr Gefahren analysiert, sondern es wurden direkt die Segel gesetzt und es wurde auf das offene Meer hinausgefahren. Der ganze Prozess war ein Marathon in der Geschwindigkeit eines Sprints, so wurde vieles dann auch erst im Prozess entschieden. So haben sie es geschafft, tatsächlich die First Mover zu sein, was Carmelo mit Stolz erfüllt. Gleichzeitig zeigt es aber auch auf, dass es durchaus möglich ist, eine Firma aufzubauen, ohne 100 Seiten Marktanalyse zu befüllen von einem Markt, den es bis dahin noch gar nicht gab.

Was gibt es noch in der Pipeline von NIFTEE?

Gemeinsam mit den Partnern von Glowing Gears hat NIFTEE den ersten Motorsport Drop von Team Manthey an den Start gebracht. Objekt ist der Porsche, der das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring gewonnen hat und der in nie dagewesener Qualität als 3-D-Modell gescannt wurde. In nie dagewesener Qualität heißt 13 – 16 Terabyte (!) Daten, die im Eis gespeichert werden. NFT ist der Schlüssel hierzu. Mit diesem Auto wird man später auch im Metaverse herumfahren können. Das zeigt, dass man hier noch ganz am Anfang steht von dem, was in Zukunft noch technisch möglich sein wird. Dementsprechend wird ein solches NFT im Wert noch deutlich steigen, wenn das Metaverse dann tatsächlich verfügbar ist. Ein digitales Auto ist also das absolute Must-have für alle, die sich jetzt noch Autos in real kaufen.

NICHT VERPASSEN: Wann geht die Auktion live?
Am 21.11.2021 gibt es einen Porsche, digital, als NFT bei NIFTEE!

Herausforderungen – wie der Wettbewerb hilft sich selbst immer weiter zu verbessern:

Carmelo empfindet Wettbewerb als immer gut und hilfreich, da dieser dazu führt, sich selbst in Frage zu stellen und ständig neu zu erfinden. Wenn man zur Avantgarde gehören und die Technik an die Grenzen des Machbaren verschieben will, dann ist es umso besser, wenn Mitwettbewerber einsteigen. 20 Jahre lang immer wieder das Gleiche tun wird keine Innovation hervorbringen.

Kundenperspektive: Werden NFTs nur von verrückten digitalen Nerds gekauft?

Die Antwort ist: nein. Viele Kunden erkennen bereits heute den Wert der NFTs und spekulieren auch auf eine Wertsteigerung. Es gibt momentan viel Verschiebung auf dem Kunstmarkt, da die Bedingungen zur Anschaffung von Gold oder Häusern sich negativ verändert haben und einige Menschen Kunst als sicherere Anlage identifiziert haben. Bei NFTs wird diese Entwicklung ebenso erwartet.

Zukunftsmusik: Wo soll es in den nächsten 3 – 10 Jahren noch hingehen?

Der Film Ready Player One von Steven Spielberg gibt bereits einen guten Einblick darein, wie die Welt sich entwickeln könnte. Man lebt in einer Welt, die sich fast hauptsächlich digital abspielt. In einer digitalen Welt ist auch digitaler Besitz wichtig. Carmelo glaubt sogar, dass digitaler Besitz zukünftig wichtiger werden könnte als rein physischer Besitz. Ein Kunstwerk kann man in seinem Wohnzimmer aufhängen, ein NFT kann man aber mit der ganzen Welt teilen.

Fazit: Was rät Carmelo für den Umgang mit verrückten Ideen?

Verrückte Ideen sind nur so lange verrückt, bis sie umgesetzt werden. Vor einem halben Jahr war die Idee eines Auktionshauses für NFTs noch verrückt, Carmelo hat es trotzdem gemacht und jetzt ist es nicht mehr verrückt. Wenn man eine Idee hat, an die man glaubt, dann sollte man unbedingt damit anfangen, sie umzusetzen. Übertriebene Planung kann sehr schnell Innovationsfresser sein, weil man oft nach Gründen sucht, wieso etwas nicht funktionieren kann. Stattdessen sollte man lösungsorientiert denken und nach Gründen suchen, wieso es denn funktionieren kann. Was ist nötig, was muss passieren und welche Konstellation muss da sein, damit der Plan aufgeht? Auch wenn die übertriebene Planung Innovationen hemmt, benötigt man aber unbedingt eine sehr gute Strategie. Die Strategie von NIFTEE bezog sich stark auf das agile Arbeiten. Fehler machen und daraus lernen ist außerdem sehr wichtig gewesen und stärkt auch in der persönlichen Weiterentwicklung. Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist es, keine Fehler zu machen. Wenn man dann einen einzigen Fehler macht, hat man nie gelernt darauf zu reagieren und man ist beim ersten Fehler raus. Erfahrungswissen im Entscheidungsprozess führt dazu, dass man sich selbst nicht mehr in Frage stellt.

Napoleon hat die ersten Schlachten alle gewonnen und danach alle verloren, eben aus genau diesem Grund, denkt Carmelo.