#23 Wie Du mit Simulationen die Zukunft in den Griff bekommst

#23 Wie Du mit Simulationen die Zukunft in den Griff bekommst

Strategiegespräch mit Christian Underwood und Professor Dr. Jürgen Weigand

Wer konnte das vorhersehen: Corona, Ukraine-Russland-Krieg, Inflation und ein Mangel an vielen wichtigen Ressourcen? Niemand? Oder gibt es doch eine Kristallkugel die Dir helfen kann Dein Unternehmen rechtzeitig auf verschiedene Szenarien vorzubereiten? Die gibt es! Wenn auch nicht in Form einer leuchtenden Kristallkugel mit Wahrsagerin.

So können Simulationen im Unternehmenskontext helfen Szenarien durchzuspielen, zu analysieren und Entscheidungen der Beteiligten zu trainieren. Was hinter dem Ganzen steckt, wie es gelingt eine solche Simulation erfolgreich aufzusetzen, durchzuführen und welche Vorteile Dein Unternehmen daraus für die Zukunft gewinnen kann, erfahrt Ihr in dieser Folge.

SHOWNOTES:

Christian Underwood
Prof. Jürgen Weigand und https://www.juergenweigand.com
Underwood GmbH
Hoffnung ist keine Strategie
WHU
Simulationen

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Detaillierte Folgenbeschreibung:

Inhaltsverzeichnis:

- Simulationen im Strategiekontext
- Business Wargaming
- Daten sammeln und nutzen
- Intelligente Algorithmen
- Mit Simulationen das Entscheiden trainieren
- Das Bewusstsein durch Szenarien stärken
- Simulationen als Vorbereitung für die Zukunft
- Lernen und über die eigenen Grenzen hinausdenken
- Tipps zur Umsetzung
- Kontakt
- Shownotes

Die heutige Folge steht unter der Leitfrage: Kann man mit Simulationen bessere Entscheidungen treffen?

Die direkte Antwort auf die Frage lautet, ja, das kann man. Hierfür ist aber vor allem entscheidend, wie man eine Simulation definiert und wie man diese dann einsetzt.

Daher sollte zunächst die Bedeutung von Simulationen im Strategiekontext geklärt werden.

Simulationen im Strategiekontext

Simulationen sind ursprünglich im Militär - als Anwendung der Strategie - entstanden. Oft werden in Filmen die berühmten Sandkastenspiele gezeigt. Dort stehen dann ältere Herren um einen Sandkasten, verschieben Truppen und simulieren Angriffe und Verteidigungen. Dies ist die grundsätzliche Idee hinter einer Simulation. Es sollen verschiedene, vorher definierte Szenarien durchgespielt werden, um zu sehen, wie sie sich in der Interaktion entwickeln. In der Fachsprache wird dies auch als Wargaming bzw. im Unternehmenskontext als Business Wargaming bezeichnet.

Business Wargaming

Das Business Wargaming ist in erster Linie ein Rollenspiel, in dem die verschiedenen Szenarien aus Blickwinkeln verschiedener Parteien durchgespielt werden. Dabei nehmen zum Beispiel das Unternehmen, seine Kunden, Konkurrenten und Mitglieder des Unternehmens verschiedene Rollen ein. Oft werden auch Externe dazu eingeladen. Ziel ist es, die vorher logisch, rational getroffenen Überlegungen zu testen. Zusätzlich kommen im Rollenspiel auch Emotionen dazu, da jeder Akteur den Ansatz verfolgt aus seiner derzeitigen Rolle heraus zu gewinnen. Dadurch kann gut getestet werden, was über die normale Rationalität hinausgeht und welche Möglichkeiten oder welche Ergebnisse sich ergeben könnten.

Daten sammeln und nutzen

Als Grundlage für die Untersuchung verschiedener Szenarien werden Daten benötigt. Hierbei ist zu unterscheiden, ob etwas auf seinem höchsten Niveau analysiert werden soll, nur sehr generalisiert oder ob auch quantitative Dinge abgeleitet werden sollen. Je quantitativer ausgerichtet die Analyse gestaltet wird, umso bessere und umso mehr Daten müssen eingesetzt werden. Für das Unternehmen bedeutet das, dass es Daten aus dem Unternehmen heraus benötigt. Ebenso werden bei Szenarien, bei denen die Wettbewerber oder Marktgegebenheiten eine Rolle spielen, auch Daten über diese benötigt. Wenn hingegen Szenarien nur auf einer oberen Ebene untersucht werden sollen, dann kann oft eine generelle Frage gestellt werden, beispielsweise wenn ein schon existierendes Produkt, mit Wettbewerbern repositioniert werden soll. Dann kann allgemein die Frage formuliert werden, wie die Reaktion der Kunden sein wird, wenn das Unternehmen in seiner Marktorientierung seine Position etwas nach oben oder nach unten verändert.

Ein Beispiel hierfür liefern Aldi und Lidl. Diese treiben momentan verschiedene Bereiche ihrer Läden nach oben in Richtung Rewe und Edeka. In einem Wargaming ließe sich hier gut testen, wie die Reaktionen der Kunden an bestimmten Stellen ausfallen und welche Stolpersteine sich ergeben könnten. Zudem kann man sehen, wie sich die Wettbewerber in verschiedenen Szenarien bewegen, um dann daraus eine optimale Entscheidung abzuleiten. Dazu können auch alle bereits vorhandenen Instrumente genutzt werden. Wenn zum Beispiel Daten über das Kundenverhalten generiert werden sollen, kann eine traditionell übliche Marktforschung mit Umfragen, Testmärkten usw. betrieben werden. Diese Ergebnisse können dann wiederum für das Wargaming genutzt werden, um die Szenarien möglichst gut zu definieren. An der Stelle mag es nach viel komplizierter Programmierarbeit klingen. Jedoch ist es das gar nicht, vorausgesetzt man weiß wo im Unternehmen die Daten liegen und wie die Daten dort eingesetzt werden können, wo sie gerade gebraucht werden. Das heißt, es muss eruiert werden, wo die Interfaces sind. Aber üblicherweise sind zumindest Kostendaten immer im Unternehmen vorhanden - ansonsten würde das Unternehmen grundsätzlich etwas falsch machen. Auf der Marktnachfrageseite hingegen kann Marktforschung betrieben werden. Allerdings können oft auch clevere Leute im eigenen Unternehmen, die beispielsweise den Vertrieb verantworten und damit nah am Kunden sind, Informationen liefern. Diese können zusätzlich Antworten auf vielleicht quantitative, aber auf jeden Fall qualitative Fragen geben.

Intelligente Algorithmen

Früher hätte man gesagt, die Ergebnisse sind immer nur so gut, wie das was ich programmiert habe. Mittlerweile gibt es allerdings selbstlernende Algorithmen. Dadurch hat man wesentlich mehr Möglichkeiten und diese Algorithmen können, wenn sie wirklich ideal formuliert sind, eigenständig Szenarien generieren. So werden möglicherweise komplett andere Lösungen aufgeworfen, als anfangs gedacht wurde. So ist es zum Beispiel Google gelungen mit Go - mit Ihrer Simulation - den besten Go-spieler der Welt zu schlagen. Natürlich muss man beachten, inwieweit das wirklich auch auf normale Unternehmen übertragbar ist. Aber es ist in diese Richtung viel möglich - entweder programmiert mit Apps, künstlicher Intelligenz oder nur auf der qualitativen Ebene.  

In die Praxis wird heute sowas vor allem bei Unternehmen, die Big Data stark nutzen, eingesetzt. So wird zum Beispiel bei Amazon der gesamte Background des Pricing Themas automatisiert simuliert. Wenn Big Data genutzt werden soll, muss immer auch automatisiert werden. Denn kein Einzelner kann die gesamte Vielfalt überblicken und mit einem Blick Muster erkennen. Automatisierte Prozesse mit intelligenten Algorithmen gefüttert hingegen sind durchaus dazu in der Lage. Hier muss allerdings auch ein bisschen Vorsicht gewahrt werden, denn letztendlich sollte für die Strategieentwicklung bekannt sein, ob es sich um Symptome handelt oder Konsequenzen, die Ursachen haben. Um etwas zu verändern, muss also zunächst versucht werden ein Ursachen-Effekte-Zusammenhang herzustellen. Bei Big Data, wie es unter anderem bei Amazon angewendet wird, steht die Korrelation im Vordergrund. Das ist ein sehr gutes Konzept. Denn es bedeutet, dass einem Kunden, wenn er ein bestimmtes Produkt auf Amazon kaufen möchte, sofort auch ähnliche Produkte angeboten werden, die von anderen Kunden mit ähnlichen Interessen auch gekauft wurden. Das sind Korrelationsanalysen. Die absolut hervorragend funktionieren. Aber, wenn eine Strategie für das Unternehmen entwickelt und umgesetzt werden soll, muss deutlich werden, was Ursache und was Wirkung ist.

Mit Simulationen das Entscheiden trainieren

Nun kehren wir thematisch zu der Umsetzung von Business Wargames zurück und wie Simulationen helfen können, bessere Entscheidungen zu treffen. Dazu kann das Thema Simulation auch hervorragend in der Lehre eingesetzt werden. Denn nur wenn man Dinge eigenständig anwendet und übt, wird man besser. Genauso ist das auch beim Entscheiden. Denn wenn das Entscheiden trainiert wird, wird auch das Bewusstsein gestärkt, wo möglicherweise eigene Entscheidungsfehler begangen werden. An dieser Stelle spielen Themen wie kognitive Verzerrungen oder auch bounded rationality mit rein. All dies kann bei einer Simulation in einem geschützten Rahmen trainiert werden.Man könnte es mit dem Flugsimulator der Lufthansa vergleichen. Dort müssen die Piloten alle möglichen Situationen trainieren, selbst einen Absturz, und begeben sich gleichzeitig in keinerlei Gefahr.

Einsichten, die durch solche Simulationen in Unternehmen zum Vorschein kommen, sind oft schon bekannte Szenarien. Beispielsweise zu verstehen, wie interdependent die verschiedenen Elemente im Unternehmen sind. Das ist etwas, das eigentlich jeder weiß, aber in einem Business Wargame wirklich zu spüren und zu merken, dass dadurch Zusammenhänge zu spät erkannt, eventuell die eigenen Ziele versäumt wurden, stärkt das Bewusstsein dafür. Das Wichtige an Simulationen ist es, in einem geschützten Rahmen, auch die dümmsten Entscheidungen treffen zu können und diese im Nachhinein auch noch einmal zu kontrollieren. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit auch das “what if” zu testen. Insbesondere das kann oft wirklich weiterhelfen. Bei Entscheidungen mit guten Ergebnissen, ist man tendenziell zufrieden, aber die entscheidende Frage sollte lauten, ob noch bessere Ergebnisse hätten erzielt werden können. Zudem ob die Ergebnisse eventuell nur gut ausgefallen sind, weil andere Entscheidungen getroffen haben, die für das eigene Unternehmen von Nutzen waren und der Erfolg deswegen gar nicht auf die eigene Strategie oder taktischen Maßnahmen zurückzuführen ist. An dieser Stelle bietet eine Simulation die Möglichkeit, Zusammenhänge klar zu erkennen und zu trainieren, möglichst viele Dinge gleichzeitig wahrzunehmen. 

Das Bewusstsein durch Szenarien stärken

Erfahrungsgemäß arbeiten Teams in Unternehmen oft sehr interdisziplinär und an ihren eigenen Silo Themen. Das heißt, jeder denkt für sich, häufig nur für seine Organisationseinheit, aber in dem Kontext, wenn es ganz konkret in der Simulation auch darum geht unter Zeitdruck Entscheidungen zu fällen, kommt häufig die spannende Erkenntnis, dass die enge Zusammenarbeit und Kommunikation mit anderen Kollegen und Abteilungen eine wahnsinnig wichtige Rolle spielt. Auch dieser Faktor soll in Simulationen stattfinden und eingeübt werden, denn in der Realität besteht Zeitdruck. Es kann nicht beliebig lang über Entscheidungen nachgedacht werden und nochmal nachgebessert werden. Da müssen irgendwann Entscheidungen getroffen werden und die haben Konsequenzen. Wenn diese wie erwartet positiv sind – wunderbar. Allerdings gibt es oftmals auch negative Konsequenzen und dann müssen dafür die Ursachen gefunden werden.Einige Führungskräfte denken, sie können aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrung intuitiv Entscheidungen treffen, allerdings besteht hier die Gefahr, dass aus der jetzigen Situation etwas in die Zukunft extrapoliert wird, dass nicht notwendigerweise in irgendeiner Form tatsächlich so sein wird. Zudem ist es immer hilfreich, jenseits der eigenen Überzeugungen, die Entscheidung noch einmal zu überprüfen und ein Szenario für die Zukunft durchzuspielen, das eventuell auch ganz anders aussieht, als dass das erwartet wird.


Simulationen als Vorbereitung für die Zukunft

In diesen volatilen Zeiten werden die Zeithorizonte immer kürzer. Die Veränderungen, Disruptionen und Faktoren, wie die Corona Krise oder auch der Ukraine Krieg, kann niemand voraussehen. Daher ist es umso wichtiger auch vorbereitet zu sein auf Dinge, die nicht unbedingt für die Zukunft erwartet werden. Vorauszudenken und möglicherweise die verschiedenen Szenarien aufzuschreiben und zu skizzieren kann hier wirklich helfen. Denn auf diese Weise sind Simulationen im Unternehmensumfeld auch entstanden. Shell war das erste Unternehmen, die das in den 60er Jahren bei sich eingeführt haben. Eine gesamte Einheit war nur darauf spezialisiert nach vorne zu denken und mögliche Szenarien zu erforschen. Ende der 60er Jahre gab es ein Szenario, den sogenannte Ölpreisschock, der dann tatsächlich Anfang der 70er eintraf. Gedanklich war Shell also schon darauf vorbereitet. Genau das wird unter Verwendung von Simulationen verstanden. Egal ob diese qualitativer oder quantitativer Art sind, getrieben von künstlicher Intelligenz oder nicht. Es wird versucht educated guesses zu machen. Die Zukunft ist unsicher, es ist immer ein raten, wie es wirklich ausgehen wird, aber dieses Raten kann verbessert werden und bis zu einem gewissen Grad auch getestet werden.


Lernen und über die eigenen Grenzen hinausdenken

Es kann erlernt werden, wie in unerwarteten Situationen reagiert werden sollte. Dieses Lernen hört nie auf. Um kurz auf das Buch “Hoffnung ist keine Strategie” zu rekurrieren, wo das Thema sogar noch ein bisschen weitergetrieben wird: Von der Simulation, weiter zu lernen - entlang des Workflows in dem Moment, wo es eigentlich angewendet wird, genau das Stück Wissen zu bekommen, dass benötigt wird, um das Problem, das an der Stelle aufgetreten ist zu lösen und auch sehr kleinteilig zu simulieren. Hier wird allerdings auch ein gewisser Denkaufwand und möglicherweise auch Ressourceneinsatz benötigt. Die Strategiesimulationen müssen nicht immer unbedingt Große sein. Es werden auch viele Simulationen im Logistikbereich, im Operationsbereich eingesetzt, wo die Verantwortlichen die Konsequenzen erforschen wollen, wenn sie zum Beispiel eine Maschine anders ausrichten oder ersetzen. Ganz wichtig dabei ist, wie bereits erwähnt, aus dem “Silo-Denken" herauszugehen und über die eigenen Grenzen hinauszudenken. Das bringt das Unternehmen voran. Hier sollte auch die Verbindung gesehen werden, wenn Simulationen in verschiedenen Formen und in verschiedenen Stellen des Unternehmens verwendet wird, dann sollte es auch jemanden geben, der übergeordnet denkt und die Bedeutungen und Rückwirkungen auf andere Bereiche konkret aufzeigen kann.


Tipps zur Umsetzung

Abschließend gibt es noch einige Ratschläge, wie die ersten Schritte in Richtung erfolgreicher Simulationen gelingen und auch Ihr Unternehmen davon profitieren kann.Zunächst einmal ist die einfachste Art und Weise, etwas auf Grundlage vorliegender Daten zu simulieren, mit Excel, wo man die Daten einspielt und ausprobiert, Parameter verändert und analysiert, wie die Ergebnisse sich gestalten. Zudem kann auch das Angebot und die Nachfrage basierend auf Daten angesehen werden. Die einfachste Form ist es zu beobachten, welche Effekte auftreten, wenn Daten verändert werden. Da hierbei nur Excel das Tool ist, müssen keine Investitionen getroffen werden.Wenn weitergegangen und ein konkretes Problem beleuchtet werden soll, dann gibt es Problemlöser. Zum Beispiel die von Jürgen Weigand eigenständig entwickelte Software, die dafür genutzt werden kann. Es muss nur klar sein, dass diese Simulation oder so eine Software nur dann gut funktionieren, wenn die eingegeben Daten, auch die sind, die wirklich benötigt werden. So müssen, wenn im Pricing Entscheidungen getroffen werden sollen, Daten über die Kostenseite und den Markt, sowie eine Preisvorstellung vorhanden sein. Dann können Szenarien getestet und Simulationen beliebig komplex gestaltet werden. Allerdings gilt hier: Je komplexer, umso vielfältiger können die Ergebnisse ausfallen. Daher Jürgens Empfehlung an der Stelle: keep it short and simple. Es kommt eine Vorhersage heraus, eine Empfehlung und die kann dann möglicherweise anschließend in einem Business Wargaming noch einmal intern überprüft werden. Die Wahrheit liegt auf dem Platz.KontaktFür alle, die Interesse haben eine eigene Simulation mit seinem Team durchzuführen, gibt es verschiedene Simulationssoftware-Lösungen von Jürgen Weigand. In den Shownotes erhaltet Ihr alle wichtigen Informationen. Gerne könnt Ihr Euch an dieser Stelle auch bei uns melden und wir helfen bessere Entscheidungen mit Hilfe von Simulationen zu treffen.

SHOWNOTES:

Christian Underwood
Prof. Jürgen Weigand und https://www.juergenweigand.com
Underwood GmbH
Hoffnung ist keine Strategie
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