#29 Mit der Buy & Build Strategie zum Powerhouse

Buy and Build Strategie

Strategieinterview mit Rainer Koppitz, CEO und Co-Founder der KATEK Group 

Mit den drei Stufen der Buy & Build Strategie können Unternehmen gezielt zum großen Erfolg geführt werden. Jetzt lesen, was genau es dafür braucht!

Lass dich in dieser Folge durch eine einzigartige Startup-Erfolgsgeschichte zum wahrlich großen Denken inspirieren. Rainer Koppitz, CEO & Co-Founder der KATEK Group, erzählt in dieser Episode die rasante Entwicklung des von ihm mitgegründeten Elektronikunternehmens – von den Anfängen, vom Wachstum und bis zur Führungsrolle, die es heute in der Branche einnimmt.

KATEK vereint die Champions aus allen Bereichen der Elektronik-Wertschöpfungskette zu einer starken Einheit. Heute schmiedet das Unternehmen systematisch den neuen europäischen Marktführer in einem sehr fragmentierten Anbietermarkt für B2B-Kunden – und das mit großem Erfolg.

Im Mai 2021 feierte die KATEK Group ein erfolgreiches Börsendebüt an der Frankfurter Wertpapierbörse mit einem Emissionspreis von über 34 %. Vergangenen Monat wurde die Umsatz-Prognose auf über 635 Millionen Euro korrigiert – ein erstaunliches Wachstum. Mit welchen durchdachten Strategien Rainer das für die KATEK Group möglich gemacht hat, erfährst du in dieser Folge von „Hoffnung ist keine Strategie“.

Rainer Koppitz kennt durch seine langjährige, internationale Branchenerfahrung den IT- und Telekommunikationssektor wie kein Zweiter. 2013 war er Mitglied des deutschen Boards der Siemens IT Solutions & Services. 2005 ging er unter die Thriller-Autoren und schrieb den spannenden Wirtschaftskrimi „Machtrausch”, bevor er 2006 Group Managing Director der Unify (früher Siemens Enterprise Communications) wurde. Ab 2009 war er Chief Sales Officer & Managing Director bei Atos. Es folgten Manager Positionen bei Dell, der BT Group und weiteren Unternehmen, bis Rainer schließlich 2019 CEO an der Spitze der KATEK Group wurde, die er mit seinen Teams ebenfalls an die Spitze ihrer Branche führen möchte. 

SHOWNOTES:

Mit großspuriger Positionierung und vielversprechendem Claim an die Spitze der Branche

Der Claim der KATEK Group lautet: Lead the category. Damit enthält er bereits einen Teil der Unternehmensstrategie.

Als das Unternehmen 2018 startete, war dieser Claim noch „am Rande des Größenwahns“. Doch das war durchaus beabsichtigt. Von Anfang an war dieser Claim als Nordstern für alle Mitarbeiter gedacht. Die KATEK Group wollte mit einem Big Bang in den Markt eintreten und jede und jeden vom eigenen Anspruch wissen lassen, dass sie die Branche aufmischen werden.

Der Claim war also kein Bug, sondern ein Feature, wie es Rainer selbst sagt. Dieses Konzept ist äußerst durchdacht, denn es weist einen deutlichen Weg zum Erfolg. Das Motto legte das Unternehmen bereits fest, als es noch in den Kinderschuhen stand und die Gründung gerade erst beschlossen war – der erste mutige Schritt und die Basis der Erfolgsformel. 

Wo steht die KATEK Group heute, nachdem sie mit einem Big Bang in den Markt eintrat?

Für Rainer war von Anfang an klar: Die KATEK Group startet, um in Europa einen Leader im Bereich Elektronik aufzubauen! Diese Idee entstand aus der Beobachtung, dass es teils etablierte, teils neue spannende europäische Industrien wie die Automobilbranche, Robotik oder die Medizintechnik gibt und alle Elektronik brauchen. Elektronik ist das Herz all dieser Geräte und Systeme und bietet demnach einen Markt wie kein anderer.

Daraus hat Rainer abgeleitet, dass die europäische Industrie Partner braucht, die mit ihr gemeinsam in der Entwicklungsphase elektronische Module und Funktionalitäten entwirft, anschließend die ersten Prototypen erarbeitet und dafür sorgt, die richtigen Komponenten am Weltmarkt zu bekommen, um letztendlich die Elektronik oder sogar ganze Geräte zu fertigen. Ein Vorhaben, dass ohne die Umsetzung durchdachter Strategien kaum zum Erfolg führen kann.

Ohne gute und stabile Elektronik-Partner in Europa wie die KATEK Group wäre die europäische Industrie auf die Elektronik asiatischer oder amerikanischer Player angewiesen, was zu einer großen Abhängigkeit der Branche führen würde. Dementsprechend sollte ein neues Konzept gefunden werden.

Die Idee war es, für den extrem fragmentierten Markt in Europa im Bereich Elektronik einen neuen und verlässlichen Partner für den deutschen und europäischen Mittelstand zu bilden. Mit einer Umsatzprognose von 635 Millionen Euro ist die KATEK Group gerade mit Riesenschritten dabei, genau dieser Partner zu werden. Was für ein Erfolg!


Supply Chain sowohl als critical issue als auch Erfolgsgeheimnis der Elektrobranche

Ohne den Fokus auf das Thema Supply Chain wäre die KATEK Group nicht derart erfolgreich geworden. Selbst in Corona-Zeiten hat diese Fokussierung für starkes Wachstum gesorgt. Doch welche Strategie steckt genau dahinter?

Mit der Buy-and-Build-Strategie zum großen Player der Elektronik-Branche

Rainer wurde von der Hypothese begleitet, dass der Markt reif für die Konsolidierung ist. Auch ging er davon aus, dass wenn die KATEK Group durch entsprechendes Wachstum das europäische Powerhouse im Bereich Elektronik werden möchte, der Weg dorthin nicht rein organisch sein könne. Es musste ein passendes Konzept für den Weg zum Erfolg umgesetzt werden.

Also ging die KATEK Group in einer 3-stufigen M&A-Strategie vor:

  1. Stufe: Kauf kleinerer Elektronikunternehmen, um schnell als Akteur im Markt und für Supplier sichtbar zu werden und eine kritische Größe von mindestens 250 Millionen Euro zu erreichen.
  2. Stufe: Integration einer value chain, d. h. nicht nur Fertigung, sondern auch Entwicklung von Elektronik, um ein One-Stop-Shop für größere und wichtigere Kunden zu sein und die komplette Wertschöpfungskette abzudecken. Es folgte ein Hinzukauf von Firmen der Branche, die in der Entwicklung und dem Prototyping arbeiten.
  3. Stufe: Die dritte Stufe beruht auf zwei Pfeilern:
    1. Geografische Expansion, um neue große europäische Kunden auch in ihrem Geschäft außerhalb Europas weiter bedienen zu können. Es gilt, dem Footprint der europäischen Kunden zu folgen und sie genau dort zu bedienen, wo sie sind.
    2. Strategisches Outsourcing: Übernahme der Elektronikabteilung von Unternehmen, die ihre Elektronik aus historischen Gründen noch ineffizient und teuer selbst produzieren, obwohl sie nicht zum Kerngeschäft gehört. Es handelt sich hierbei nicht nur der Aufbau einer Kunden-Lieferantenbeziehung, sondern einer strategischen Partnerschaft.

Diese Strategie verhilft KATEK dazu, der Ansprechpartner Nummer eins auf dem europäischen Markt zu sein, wenn es um den Verkauf oder Aufkauf von Familienbetrieben, GmbHs oder Investorengruppen geht. Teilweise sind das 10 bis 15 neue Firmen pro Woche. Ein erstaunliches Wachstum.

1 Milliarde Euro Umsatz – schon im Jahr 2025 Wirklichkeit

Welchen Erfolg lässt es sich nun verzeichnen? Bereits Anfang 2021 war die KATEK Group die Nummer zwei der Elektronik-Marktführer in Deutschland. Aktuell belegt das Unternehmen Platz 3 in Europa hinter der Zollner Elektronik AG und der skandinavischen Scanfel Gruppe.

Zollner macht bereits 1 Milliarde Euro Umsatz, wobei sich Rainer sicher ist, dass auch die KATEK Group bereits – und spätestens – 2025 dieses Ziel erreichen wird. Ein unglaubliches Wachstum, aber dennoch faktische Realität.

Denn KATEK hat bereits bewiesen, dass selbst in schwierigen Zeiten ein Wachstum von 10 % pro Jahr möglich ist – dank der durchgeführten Strategie.

Welche Integrationsstrategie hält KATEK zusammen? 

Bei all den Zukäufen und dem rasanten Wachstum bleibt die Frage: Welche Bedeutung hat das Team im Unternehmen und was schweißt die KATEK Group zusammen?

Ein Teil des Erfolges wird dadurch garantiert, funktionsfähige Firmen mit einer guten Geschäftsführung aufzukaufen. Das betrifft also Unternehmen, die mitten im Markt stehen und schnelle Entscheidungen treffen können. Addiert man all diese Firmen zu einer Gruppe, so lautet die Devise, diese Dynamik aus den einzelnen Einheiten nicht verschwinden zu lassen, sondern weiter anzufeuern. Dazu ist ein Konzept erforderlich, das dazu anregt, Stärken zu addieren, was notwendige Synergien schafft.

Die Lösung war es, KATEK als eine Schnellbootflotte zu betrachten. Das heißt, es gibt starke Geschäftsführer in den einzelnen Bereichen, die auf ihre Kunden, Märkte und Geografie spezialisiert sind. Eine kleine Headquarters-Gruppe von unter 20 Leuten konzentriert sich dann auf die Themen, die gruppenweit Vorteile generieren.

Rainers Leitspruch ist dabei: „Wir sind ein Unkonzern“. KATEK harmonisiert und standardisiert ausschließlich Bereiche, die dem ganzen Unternehmen zugutekommen. Für jeden Unterbereich fokussiert man sich auf Synergien der jeweiligen Bereiche wie Einkauf, Operation oder Sales. Auf Basis einer real time Business-Intelligence-Software, die Bedarf und Knappheit genau erkennt, werden von Supply Chain Management bis Finance, schnelle und faktenbasierte Entscheidungen für die ganze Gruppe getroffen. In der Regel bedeutet das auch, dass nach dem Abschluss eines Mergers direkt ein PMI, ein Post-Merger-Integration-Workshop, stattfindet, in dem alle wesentlichen Themen durchgegangen werden sowie mögliche Herausforderungen und Strategien besprochen, um das neu erworbene Unternehmen ab Tag 1 perfekt einzugliedern.

Unternehmensform neu gedacht

Die Erfolgsstrategie der KATEK Group ist es, den Status Quo infrage zu stellen und damit neue Wege zu gehen. Letztlich ist das eine Frage des Mindsets. Rainer hat in seiner Berufserfahrung sowohl große als auch kleine Unternehmen kennengelernt samt ihren Vor- und Nachteilen.

Sind nun große oder kleine Unternehmen schneller in der Umsetzung?
Keiner von beiden. Darin liegt genau das Problem.  

Große Unternehmen brauchen lange, um eine Entscheidung zu treffen. Ist sie einmal gefallen, stehen in der Regel viele Ressourcen für die Umsetzung bereit. In kleineren Unternehmen oder Startups fallen Entscheidungen zwar sehr schnell, aber sucht man dann nach der Person, die umsetzen kann, wird oft klar, dass deren Kapazitäten bereits völlig ausgelastet sind. Die Größe eines Teams ist anders, ebenso wie die Strategien, die zum Erfolg führen sollen.

Rainers Antrieb war es von Anfang an, einen Marktführer zu kreieren, der die Vorteile eines großen sowie eines kleinen Unternehmens vereint und die Nachteile beider Unternehmensgrößen zu beherrschen oder gar zu negieren versucht. Ist dies möglich? Dies ist ein spannendes Experiment, das KATEK gerade durchführt – mit bisher großem Erfolg.

Das TeamBlue-Gefühl: Mitarbeiterführung und -motivation par excellence
Ein maßgeblicher Teil des Erfolgs der KATEK Group sind die Teams und Mitarbeiter, die allesamt durch ihre Brillanz, Sachlichkeit und Persönlichkeit überzeugen. Es gibt die Schnellboot-Kommandeure auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Mitarbeiter, die im Flottenschiff sitzen. Alle sind gleichberechtigte Partner, die alle an die KATEK-Vision glauben – ein nicht zu unterschätzendes Konzept.

Das Leitmotiv ist, dass jede und jeder alle Informationen haben muss. Daher gibt es ein verhältnismäßig großes Senior Management Team, das stätig in Kontakt ist und jeden Montag eine Audiokonferenz hat, um alle auf den gleichen Stand zu bringen.

Hierbei updatet man sich gegenseitig über die wichtigsten Veränderungen der M&A-Projekte und man legt dar, wie der bisherige Monat lief. Ein Ablauf, der in der Regel sehr gut funktioniert.

Wenn es einmal keine Neuigkeiten gibt, ist der „Hit and Shit of the Week“ ein beliebtes Format in den Unternehmen. Dabei wird diskutiert, was in der letzten Woche besonders gut oder schlecht gelaufen ist. So wird das Führungsteam zusammengehalten und ein „TeamBlue“-Gefühl geschaffen, damit alle die gemeinsamen Ziele immer vor Augen behalten und motiviert bleiben.

Welche Wünsche hat Rainer für die KATEK?

Christian fragt am Ende des Interviews Rainer, was er sich für die KATEK wünschen würde, wenn er drei Wünsche frei hätte.

  1. Rainer hätte wichtige Personalentscheidungen gern schneller durchgeführt, als er es tat. Er bereute einen Personalwechsel im Management noch nie, aber er bereute es, ihn nicht schnell genug gemacht zu haben. Denn rapide wachsende Unternehmen können für bestimmtes Schlüsselpersonal schnell zu groß werden, sodass bestimmte Positionen ineffizient werden können. Rainer wünscht sich, mit seinen Mitarbeitern bestens für die Umsetzung der kommenden Ziele aufgestellt zu sein. Dazu gehört vor allem, für die 1 Milliarde Euro Umsatz in 2025 bestens gewappnet zu sein.
  2. Die KATEK Group leidet unter der Materialknappheit und den Kollateralschäden, die dadurch entstehen. Rainer wünscht sich, dass er der Dauer und Ernsthaftigkeit der Materialknappheit mehr Bedeutung geschenkt hätte. Flüssige Mittel stecken aktuell in Lagerbeständen, die er eigentlich in anderen Bereichen (wie z. B. in der M&A-Strategie) mehr gebrauchen könnte.
  3. Es gab einen zu großen Fokus auf die Neukundengewinnung und nicht genug strategische Gedanken für die Entwicklung treuer Bestandskunden. Rainer ist der Überzeugung, dass darin noch viel Wachstum für die Zukunft verborgen liegt. Er gliedert diese Ideen in die Umsetzung seiner Unternehmensstrategie ein.

Abschließend gibt Rainer mit auf den Weg, dass das Wichtigste, um wirklich hoch hinauszukommen, das große Denken ist! Gerade in Zeiten, wenn du noch ein kleines Unternehmen bist. Denke groß und überlege dir, wo du in fünf Jahren stehen willst. Dann richte alles darauf aus. Hohe Ziele gebären hohe Ansprüche an dich selbst. Wenn du klein denkst, wirst du am Ende des Tages auch klein bleiben.